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Mensa WebApp & virtuelles Modell

06 Apr 2023

Im Jahr 2020 startete die Universität des Saarlandes ein umfangreiches Ausstellungsprojekt zur Feier des fünfzigsten Jubiläums der Saarbrücker Mensa, welches wir umfänglich betreuen. Das 1970 eingeweihte brutalistische Beton-Kunstwerk ist einzigartig (siehe auch die Foto-Dokumentation Mensa Corona-Leere von Marcus Feld aus 2020), weshalb es auch seit den 90er Jahren unter Denkmalschutz steht. Der Saarbrücker Architekt Walter Schrempf und der weltweit anerkannte Künstler Otto Herbert Hajek schufen etwas, was bis heute so gut wie jede Kunst am Bau alt aussehen lässt (ganz subjektiv betrachtet).

Womit anhand dieser Schöpfungshöhe auch schon die baugeschichtliche und kulturhistorische Bedeutung der Mensa greifbar wird. Sie ist ein Unikat und trotz zahlreicher Nachahmungen (auch durch Hajek selbst) bis heute unerreicht. Schrempf und Hajek liessen sich bei diesem Projekt völlig aufeinander ein und realisierten in etwa 5 Jahren eine Kathedrale des Kantinenessens, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte. Hajek nannte es »Freundschaft in Arbeit«, denn aus diesem absolut respektvollen Miteinander zweier Alphatiere auf einer sehr komplexen Baustelle erwuchs eine lebenslange Freundschaft.

Die Kuratorin des Ausstellungsprojektes ist Dr. Mona Schrempf, die Tochter des Architekten. Sie betitelte das Ausstellungsprojekt »Denk_mal anders | 50 Jahre Mensa«. Zusammen mit ihr haben wir Anfang 2020 mit den ersten Vorbereitungen begonnen. Doch wegen der Corona Beschränkungen konnte das kulturelle Rahmenprogramm nicht wie geplant umgesetzt werden, es gab nur eine kleine Veranstaltung ohne viele Gäste und ohne Darbietungen.

Von den drei verbliebenen Projektteilen wurde, auch aus Geldmangel, zunächst nur die WebApp in Angriff genommen. Die urspüngliche Idee der Integration eines dreidimensionalen Modells wurde zugunsten einer günstigeren Technologie verworfen. Auf einen Vorschlag von Pol van Eygen haben wir uns mit unserem gemeinsamen Freund Prof. Günter Schmitt-Gönner in Verbindung gesetzt, der uns mit seinem System unterstützte. Die Technologie ist jene von Matterport, und Günter meinte, wir sollen uns mit Andrew wegen der Abwicklung in Verbindung setzen (dass Andrew mein langjähriger Freund, der Fotograf Andrew Wakeford sein würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht).

Und so stellten wir im Herbst 2020 das Matterport Modell der Mensa fertig. Mit der WebApp und der Integration des virtuellen Modells sollte es jedoch noch zwei Jahre dauern

Anfang 2021 realisierten wir eine Interim-Website für das Ausstellungsprojekt, damit zumindest die Planungen greifbar wurden. Damit das alles auch wirklich homogen darstellbar wurde, entwickelten wir auch ein Logo samt Erscheinungsbild für das Mensa Projekt. Auf dieser Website wurde die zwischenzeitlich mit Unterstützung der HTW-Architekten realisierte Ringvorlesung begleitet und dokumentiert, sowie die damit in Zusammenhang stehenden Berichterstattungen von ARD und SR verlinkt. Das kulturelle Rahmen­programm des Ausstellungsprojektes startete mit »Klangkunst Performance - Raumantworten im Mensa Speisesaal« im Juni 2022, womit das Projekt wieder Fahrt aufnahm.

Als Domainnamen für das Mensa Projekt hatte ich schon ganz zu Anfang 2020 bauarchiv.org vorgeschlagen, zu wählen, um die WebApp dann über eine Subdomain mensa.bauarchiv.org einzugliedern. Denn der Umstand, dass wir in die Webapp große Teile des medialen Nachlasses von Walter Schrempf integrieren wollten, liess uns ganz schnell weit über eine einfache Website hinaus denken. Dabei war der Gedanke naheliegend, dies auch für andere Objekte und Nachlässe ähnlich der Mensa umzusetzen,. Und so war die Idee eines »Digitalen Bauarchivs« geboren, für die sich viele begeistern konnten.

Im Herbst 2021 veranstalteten daraufhin die HTW-Architekten auf dem Campus Göttelborn einen »Interregionalen Workshop - Digitales Bauarchiv Nachkriegs-Architektur in der Grossregion«. Es diskutierten Expertinnen und Experten aus Architektur, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften, Denkmalpflege, Digitalisierung und grenzüberschreitender Geschichte über Chancen und Risiken, nachhaltige Entwicklungen und sinnvolle Strukturen, wo ich dann auch einen Vortrag zur geplanten WebApp gehalten habe.

Es sollte trotzdem noch ein volles Jahr dauern, bis die WebApp fertig wurde. Lange Laufzeiten sind weder budgetfreundlich noch motivierend, aber allen Hindernissen und Verschiebungen zum Trotz schafften wir es, die WebApp im November 2022 dreisprachig online zu bringen. SR Kultur berichtete darüber am 16. November 2022.

Die WebApp ist die erste Stufe des Ausstellungsprojektes, die nun realisiert werden konnte - eine Dauerausstellung und ein Katalog sollen in 2023 folgen.

In Kombination mit dem Matterport-Modell jedoch bietet die WebApp der Mensa mit ihren zahlreichen Fotos, Plänen, Dokumenten und Filmsequenzen die bisher umfassendste Dokumentation zur Saarbrücker Mensa. Das »Digitale Bauarchiv Plus« soll in Kooperation mit der HTW, dem Landesarchiv und den Denkmalschützern weiter ausgebaut werden, um auf dem Mensa-Beipiel aufbauend weitere bauhistorisch bedeutsame Objekte zu dokumentieren – mobil, medial und digital haptisch.

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Im Jahr 2020 feiert die Mensa in Saarbrücken ihr 50-jähriges Jubiläum – zumindest war das der Plan. Und dann kam Corona, und alles lief anders als geplant.

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